Titelstory

MAX SIMONISCHEK: «ICH SEHE ZWINGLI MEHR ALS REVOLUTIONÄR DENN ALS REFORMATOR.»

Zwingli

Kinostart

17. Januar 2019

Regie

STEFAN HAUPT

Cast

MAX SIMONISCHEK, ANATOLE TAUBMAN, PATRICK RAPOLD

Genre

Biopic Drama (2h03)

Verleiher

Ascot-Elite

Zürich im Jahr 1519. Die junge Witwe Anna Reinhart (Sarah Sophia Meyer) lebt entbehrungsreich, als der junge Priester Huldrych Zwingli (Max Simonischek) seine neue Stelle am Zürcher Grossmünster antritt. Mit seinen Predigten gegen die Missstände der Katholischen Kirche entfacht er heftige Diskussionen. Zwinglis revolutionäre Gedanken machen Anna Angst. Wie er Nächstenliebe lebt und nicht nur predigt, fasziniert sie jedoch.

Vor 500 Jahren wurde Huldrych Zwingli am 1. Januar 1519 Leutpriester am Zürcher Grossmünster. Max Simonischek («Die göttliche Ordnung») verkörpert den Reformator in Stefan Haupts aufwändig inszeniertem Historiendrama ZWINGLI. Das Interview.

FILM DEMNÄCHST: Glauben Sie an Gott?

MAX SIMONISCHEK: An den Mann mit Bart im Himmel glaube ich nicht. Ich glaube an die Natur und die Kraft, die man daraus ziehen kann. Ich denke, man kann Gott am ehesten in der Stille finden, auf einem Berg oder im Wald.

Wie fanden Sie die christliche Erziehung während Ihrer Schulzeit?

Ich bin nicht getauft. Meine Familie war eher unreligiös und ging höchstens an Weihnachten mal in die Kirche. In der Schule habe ich den katholischen Unterricht besucht, aber das war nicht mein Steckenpferd. Ich suchte auch nie Kraft im Glauben, das hat nie eine grosse Rolle gespielt.

Glauben Sie, ein Reformator wie Zwingli würde der heutigen Kirche guttun?

So ein sozial denkender Mensch würde der heutigen Ich-Gesellschaft sicher guttun, nicht nur der Kirche. Ich sehe Zwingli allerdings eher als Revolutionär denn als Reformator, weil ich damit mehr anfangen kann.

Wie haben Sie sich auf die Rolle des Zwingli vorbereitet?

Ich habe viel gelesen. Es gibt sehr viel Literatur über Zwingli, aber nur ein einziges Bild von ihm. Das lässt genügend Spielraum, sich diese Figur anzueignen. Regisseur Stefan Haupt hat mir auch viele Bilder geschickt, die das Leben von damals zeigen.

Aber am Filmset stehen Kameras, Scheinwerfer und andere Filmtechnik herum. Konnten Sie sich trotzdem ins Mittelalter versetzen?

Die Technik stört mich gar nicht, das ist normal beim Film. Was mir half, in diese Zeit einzutauchen, war das geniale Szenenbild, als wir zum Beispiel in Stein am Rhein drehten. Die schweren Gewänder halfen, darin bewegst du dich schon mal ganz anders. Auch mein Haarschnitt trug dazu bei: Ich erhielt vor Drehbeginn Extensions. Wenn ich im Tram sass oder ins Fitness-Studio ging, wurde ich wegen des Topflappens auf meinem Kopf komisch angeschaut.

Wie lange dauerte es jeweils, bis Sie eingekleidet und geschminkt waren?

Das ging relativ schnell. Ich war morgens jeweils etwa 20 Minuten in der Maske. Und da ich meistens einen Talar trug, war das Kostüm rasch übergestreift. Länger dauerte es, die vielen Schichten darunter anzuziehen. Es war Februar und saukalt.

Sie selbst leben in Berlin. Ist Zwingli in Deutschland überhaupt ein Thema?

Nein. Ich ging auch in Deutschland zur Schule, wir wuchsen mit Luther auf. Mir war bis zu diesem Filmprojekt Zwingli gar kein Begriff. Das hatte den Vorteil, dass ich vorurteilsfrei an die Figur herangehen konnte. Ich empfand ihn gar nie als bünzlig-schweizerisch, sondern als einen Lebemann. Also habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, ein neues Bild von Zwingli zu vermitteln.

Hätten Sie gerne im 16. Jahrhundert in Zürich gelebt?

Vielleicht für eine Woche, aber länger nicht. Die Zeitmaschine müsste also perfekt funktionieren.

Sie sind dieses Jahr Vater geworden. Hat Sie das verändert?

Ja. Ich finde es eine Erleichterung, dass man selbst nicht mehr am wichtigsten ist.

Nun haben Sie Zwingli gespielt. Gibt es noch eine andere historische Persönlichkeit, die Sie gern einmal verkörpern würden?

Roger Federer, so könnte ich Hobby mit Beruf perfekt verbinden. Wenn er noch ein paar Jahre spielt, könnte es auch vom Alter her passen.

MAX SIMONISCHEK

Der schweizerisch-österreichische Schauspieler Max Simonischek kam am 19. Oktober 1982 in West-Berlin zur Welt und wuchs in Zürich und Schleswig-Holstein auf. Seine Eltern sind ebenfalls Schauspieler: Peter Simonischek aus Graz und Charlotte Schwab aus Basel. Nach dem Schauspielstudium in Salzburg stand Max Simonischek auf zahlreichen Theaterbühnen und wirkte in vielen TV- und Kino-Filmen mit: u.a. «Der Verdingbub» (2011), «Am Hang» (2013), «Akte Grüninger» (2014), «Gotthard» (2016) und «Die göttliche Ordnung» (2017).