Titelstory
«WIR SUCHTEN GENAU DIESES ABENTEUER.» SVEN SCHELKER

Kinostart
7. November 2019
Regie
N. Hilber
Cast
S. Schelker, E. Ballang
Genre
Adventure (2h22)
Verleiher
Ascot Elite
Auf der Suche nach einer Erfahrung jenseits der Oberflächlichkeit der modernen Zivilisation reist Bruno Manser (Schelker) 1984 in den Dschungel von Borneo – und findet seine Erfüllung beim nomadischen Stamm der Penan. Es ist eine Begegnung, die sein Leben für immer verändert. Manser setzt sich fortan für das von der Abholzung massiv bedrohte Volk ein. Aber dann verschwindet er spurlos…
Der 29-jährige Sven Schelker überzeugt als Umweltaktivist Bruno Manser, der sich gegen die Abholzung des Regenwalds auf Borneo wehrte.
FILM DEMNÄCHST: Was hast du in der Rolle von Bruno Manser über dich selbst herausgefunden?
Sven Schelker: Dass es immer einen Weg gibt, noch mehr für seine eigenen Überzeugungen einzustehen. Und dass es sich lohnt. Auch dass dazu eine grosse Portion Mut gehört.
Ihr habt nicht auf malaysisch, sondern indonesisch Borneo gedreht. Was war das für eine Erfahrung?
Wir konnten nicht in Malaysia drehen, weil Bruno dort immer noch eine Persona non grata ist. Wir wären wahrscheinlich starken Restriktionen ausgesetzt gewesen oder hätten gar keine Dreherlaubnis bekommen. Man wusste von Anfang an, auf was man sich einlässt. Ich glaube, alle, die bei diesem Film mitmachten, suchten genau dieses Abenteuer. Es war wirklich intensiv.
Ihr habt mit echten Penan gedreht, die ihre Sprache sprechen. Aber das waren natürlich alles Laien. Wie hast du die Arbeit mit ihnen empfunden?
Ein grosser Teil der älteren Penan hatte Bruno noch gekannt. Dadurch war es wie aus dem Leben gegriffen. Es wurde schnell sehr real. Vor den Dreharbeiten haben wir uns gemeinsam in Workshops vorbereitet, die Penan-Darsteller und ich.
Kannst du mittlerweile ihre Sprache sprechen oder hast du sie nur phonetisch gelernt?
Ich habe sie phonetisch gelernt. Natürlich verstehe ich einige Wörter, schliesslich musste ich jeweils wissen, was ich sagte. Aber es war nicht nötig, die Sprache zu lernen. Privat habe ich mich mit den Penan auf Englisch unterhalten können.
Könntest du auch so etwas Radikales machen wie Bruno Manser: die Zelte daheim abbrechen, im Dschungel leben wie die Nomaden?
Theoretisch könnten wir das alle. Es braucht einfach eine unglaubliche Entschlossenheit. Und Mut. Es braucht auch viel Selbstlosigkeit, damit man bereit ist, allenfalls den höchsten Preis zu zahlen. Bisher konnte ich so etwas nicht, sonst hätte ich es wohl gemacht.
Sich für die Schauspielerei, einen Künstlerberuf, zu entscheiden, braucht auch Mut. Wie erging es dir dabei?
Ich hatte einfach eine riesige Leidenschaft in mir entdeckt. Kurz nach der Matura fragte ich mich, wie ich meine nächste Zeit verbringen möchte, und sehr schnell lag mein Fokus auf dem Theater. Ich musste mit meinen Eltern keinen Kampf führen. Sie stellten mir einmal die Frage, ob mir klar sei, dass dies kein einfacher Weg sei. Denn sie wollten herausfinden, ob ich nicht zu naiv an die Sache herangehe. Das war nicht so, also erhielt ich ihre volle Unterstützung.
Du bist selbst Basler wie Bruno Manser. Ist man in Basel stolz auf ihn?
Ich glaube schon. Er hat so etwas Aussergewöhnliches erreicht. Sein Lebensweg hat immer noch einen grossen Nachhall. Davor habe sicher nicht nur ich Respekt.
Gab es Situationen beim Dreh, in denen du Angst hattest?
Angst nicht, nein. Es gab sicher einige brenzlige Situationen, als uns klar wurde, dass man knapp an einer Katastrophe vorbeigeschlittert war. Zum Beispiel als ein 30 Meter hoher morscher Baum umstürzte und aufs Set fiel. Etwa 80 Leute waren dort, aber es ist niemandem etwas passiert.
Die Szene, in der Manser den Fels mit dem Wasserfall hochklettert, ist verrückt. Warst das du oder ein Stuntman?
Für die Totale hing dort wirklich jemand im Fels, aber nicht ich. Und für die Nahaufnahmen war ich gesichert die Felswand einige Meter hinaufgeklettert. Die üblichen Filmtricks halt.
Wie hast du dich eigentlich auf die Rolle vorbereitet?
Sehr umfangreich. Ich flog einige Male nach Sarawak, um den Ort, die Natur, den Dschungel kennenzulernen. Um ein Gefühl für die Lebensweise der Penan zu bekommen. Nik (Regisseur Niklaus Hilber, die Red.) und ich haben drei Wochen mit den Penan zusammengelebt. Wir sprachen natürlich auch viel über Bruno Manser und seine Geschichte. Dann lernte ich die Sprache und bereitete mich physisch auf den Dreh vor. Wir erarbeiteten einen Plan, 16 Jahre in Brunos Leben zu erzählen, von 1984 bis 2000.