Eine technische Revolution mit Startschwierigkeiten

Eine technische Revolution mit Startschwierigkeiten

Videospiele waren schon immer ein Tor zu fremden Welten und fantastischen Abenteuern. Und während der Gaming-Markt in den letzten 30 Jahren stetig wuchs, konnte sich «Virtual Reality» hingegen nie richtig durchsetzen. Bis jetzt. Wir wagen einen Blick in die Vergangenheit.

Die Anfänge der virtuellen Realität (VR) liegen weiter zurück, als man eigentlich annehmen würde. Als Urvater dieser medialen Darstellungsform gilt das «Schwert des Damokles», welches der amerikanische Fortscher Ivan Sutherland im Jahr 1968 entwickelte. Das Headset war in der Lage, primitive geometrische Formen abzubilden und diese über zwei Linsen für den Betrachter im «realen» Raum darzustellen. Allerdings war das Gerät dermassen schwer, dass der Nutzer es unmöglich aus eigener Kraft auf dem Kopf tragen konnte – weswegen das Headset von einem beweglichen Stahlarm von der Decke hing (daraus ging auch der Name «Schwert des Damokles» hervor).

Erstmals ins Interesse einer breiten Öffentlichkeit rückte das Thema «VR» im Jahr 1992, und zwar aufgrund eines Films: dem Science-Fiction-Horrorstreifen «Der Rasenmähermann». Darin versucht ein Wissenschaftler (gespielt vom späteren Bond-Darsteller Pierce Brosnan) mithilfe virtueller Realität dem geistig beeinträchtigten Gärtner zu einer gesteigerten Intelligenz zu verhelfen. Während man die Filmhandlung, die sehr lose auf einer Kurzgeschichte von Stephen King beruht, getrost vergessen kann, waren es 1992 vor allem die computeranimierten VR-Szenen, welche die Leute in Staunen versetzten. Die Grafik war für die damalige Zeit wegweisend und dürfte in vielen Betrachtern die Sehnsucht erweckt haben, dereinst selber solch detaillierte virtuelle Welten zu bereisen.

Die Technik hinkt nach

Diese Sehnsucht sollte aber bis auf Weiteres ungestillt bleiben. 1995 versuchten die kreativen Köpfe von Nintendo vom VR-Hype zu profitieren und lancierten den «Virtual Boy». Die Prämisse klang spannend: Das Gerät sei so leicht zu bedienen wie der allseits beliebte «Game Boy», ermögliche aber dank Headset das Spielen im virtuellen Raum. Die technischen Möglichkeiten konnten allerdings nicht mit Nintendos Marketing-Versprechen Schritt halten. Zum Beispiel war der «Virtual Boy» nur in der Lage, die Farben Rot und Schwarz darzustellen. Zudem musste das schwere Headset auf einer kleinen Zweibeinstütze abgestellt werden, was nicht gerade zu einem konfortablen Spielerlebnis führte. Als dann auch noch die veröffentlichten Spiele qualitativ hinter den Erwartungen
der Gamer zurückblieben, geriet der «Virtual Boy» schnell in reale Vergessenheit. Erst 21 Jahre später gelang es Sony mit «PlayStation VR» ein System zu lancieren, das die Faszination der virtuellen Realität einfangen und für ein Mainstream-Publikum zugänglich machen konnte (den Gerätetest finden Sie auf der gegenüberliegenden Seite).